Von den Naturereignisse die eine Bedrohung für Menschen, Umwelt, Sachwerte und Einkünfte darstellen, wie Flussüberschwemmungen, Starkniederschläge, Sturzfluten, Sturmfluten - weltweit statistisch gesehen - die Flussüberschwemmungen sind nach den Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Massenbewegungen gereiht. Wie unten verdeutlicht können in Österreich einzig die Überschwemmungen eine sehr hohe Gefährdung erreichen.
Gefährdungsgrad in Österreich Quelle: Münchener Rückversicherung-Gesellschaft
Überschwemmung und Starkniederschlag -- Weltrekorde Niederschlag
1 Minute : 38 mm in Barot (Guadeloupe) 8 Minuten: 126 mm in Füssen (Deutschland) 20 Minuten: 206 mm in Curtea de Argeş (Romania) 1 Stunde : 401mm in Shangdi (China) 1 Tag : 1825 mm in Foc-Foc ( La Réunion) 1 Woche: 5000 mm in Commerson (La Réunion) 1 Monat : 9300 mm in Cherrapunji (Indien) 1 Jahr : 26 461 mm in Cherrapunji (Indien)
Quelle: Münchener Rückversicherung-Gesellschaft
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Die entstehenden Katastrophen bewirken schwerwiegende Unterbrechungen der Funktionsweise einer Gemeinschaft, die zu verbreiteten Verlusten führen. Sie kosten Menschenleben, vernichten Sachwerte und zerstören die Umwelt.
Bei großen Katastrophen kann sich das betroffene Gebiet i.d.R. nicht mehr aus eigener Kraft helfen und benötigt Hilfe von außen.
Die Ausuferung von Flussläufen ist meist das Resultat langdauernder Niederschläge auf ein großes Gebiet. Der Boden erreicht einen gewissen Sättigungsgrad und kann kein Wasser mehr aufnehmen. Der gefallene Niederschlag fließt ungebremst direkt in die Gewässer. Andere Faktoren wie Schneeschmelze können auch eine negative Rolle spielen.
Vorwarnzeiten von mehreren Stunden oder Tagen sind dringend angebracht. Flussüberschwemmungen bauen sich über einen gewissen Zeitraum auf. Für diese Extremereignisse ist die Vorbereitung von Hochwasser - Vorhersage - Modellen nötig.
Aus diesem Grund ist die Entwicklung von Vorhersagemodellen und – systemen als vorbeugende Maßnahme, Teil der Katastrophenvorsorge und des Katastrophenmanagements. Die Erschaffung eines Vorhersagemodells ist – aufgrund seiner Komplexität meistens ein laboriöser Prozess der mehrere Monaten dauern kann.
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Laut ersten Auswertungen war das Hochwasser des Jahres 2002 in einigen Gebieten ein Ereignis, das - statistisch - nur alle 500 Jahre vorkommt In anderen Regionen war es ein Ereignis, das gar nur alle 2000 Jahre vorkommt.
Laut TU Wien tritt ein derartiges Ereignis, wie in Zwettl (NÖ), statistisch gesehen alle 2.000 bis 10.000 Jahre auf.
Niederschlag
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Station Zwettl-Stift
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Jahreshöchstwert vom Beobachtungsbeginn
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Tagesmaxima
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1903
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August 2002
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92 mm/Tag
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158 mm/Tag
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und somit ein um 70 Prozent höherer Wert.
Durchfluss
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Pegel Zwettl
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max. Abflussspitze [m³/s]
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1911
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August 2002
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160 m³/s
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420m³/s
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Ein Vergleich der Niederschlagsmengen mit den abfließenden Fluten im Kamp beweist noch einmal wie begrenzt der Gültigkeitsbereich der Wundt-Formel ist. Wie schon oft durch Niederschlag-Abfluss-Modelle bestätigt, liefern die Extremereignisse Abflussbeiwerte jenseits der ziemlich allgemein akzeptierten 30%. Im August 2002 ca. 60% vom gefallenen Niederschlag ist mit katastrophale Folgen den Bach hinunter gespüllt. Das 100jährliche Hochwasser lag beim Kamp etwa bei einem Abfluss von 200 Kubikmetern pro Sekunde. Die 420 Kubikmeter würden demnach eine rechnerische Jährlichkeit von über 2.000 Jahren ergeben.
Schutz
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Der wirksamste Hochwasserschutz wäre die Bereitstellung einer großen Gebietsfläche, auf der die Abflussspitze retentiert werden kann, bzw. wo solche Retentionsflächen nicht vorhanden sind, entsprechend dimensionierte Dämme errichten. Nicht zuletzt sollte ein Hochwasserfrühwarnsystem das Schlimmste verhindern.
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Zentren der Überschwemmungskatastrophen:
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Niederösterreich und Oberösterreich
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In Niederösterreich waren hauptsächlich die Gebiete im Waldviertel und entlang der Donau betroffen. Das "Schadenszentrum" lag im Unterlauf und Mündungsbereich des Kamps. In Oberösterreich traf es besonders das Machland und das Eferdinger Becken.
In der Steiermark gab es ein lokales Hochwasserereignis mit Schwerpunkt im Bezirk Liezen, in Tirol ein kleinräumiges Ereignis mit Zentrum in St. Johann in Tirol.
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Schadensbilanz 2002 für Österreich
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- Neun Tote
- 30.000 Schadensanträge - beschädigte Häuser (NÖ u. OÖ)
- 1.5 Millionen Liter ausgetretenes Mineralöl
- 250 beschädigte Brücken (OÖ)
- 15.000 Festmeter beschädigtes Holz
- Fünf Mülldeponien und zehn Altlasten sind innerhalb der vom Hochwasser beeinflussten Gebiete,
- Umweltbeeinträchtigung ist nicht ausschließbar (Arsen, Blei)
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Schadensbeträge
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Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), hat den Schaden des Hochwassers im vergangenen Sommer, auf 2,3 Milliarden Euro geschätzt. Langfristige Schäden, Verdiensteinbußen, Produktions- oder Ernteausfälle sind nicht eingerechnet. In der Landwirtschaft schätzt das WIFO die Schadenssumme auf 66,6 Millionen Euro plus 40 Millionen durch Ertragsausfälle.
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Naturkatastrophen im Alpenraum
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Im Alpenraum stammen die Schäden in überwiegendem Teil von atmospherischen Extremereignissen. Hier sind die Überschwemmungen, nach den Stürmen, auf dem 2ten Platz.
Schadenspotentiale extremer Naturkatastrophen - extreme Sturzfluten in einem dicht besiedelten Gebiet - in Zusammenhang mit einem Versagen der bautechnischen und/oder organisatorischen Vorsorgemaßnahmen können außerordentlich hohe Schäden auslösen.
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Dass die sich abzeichnende Klimaänderung Einfluss auf die Häufigkeit und Intensität der Naturkatastrophen gewinnt, wird durch immer mehr Indizien bewiesen. Die großen Sturmkatastrophen, die fast jedes Jahr für neue Schadensrekorde sorgen, und die mittlerweile zahllosen Überschwemmungs-, Dürre-, und Waldbrandkatastrophen sind heute häufiger als je zuvor.
Laut des dritten Status-Berichtes der Intergovernmental Panel on Climate Change (2001) ist der Zusammenhang zwischen der Intensivierung atmosphärische Extremereignisse und der globalen Erwärmung relevant. Durch Analysen von Beobachtungsreihen und Modellrechnungen sind zahlreiche Hinweise gewonnen, dass sich die Eintrittswahrscheinlichkeiten für Extremwerte verschiedener meteorologischer Größen bereits deutlich geändert haben. In Mitteleuropa sind die Winter immer wärmer und feuchter und die Sommer trockener geworden. Im Winter fällt mehr Niederschlag als Regen statt als Schnee und fließt größtenteils oberflächlich ab. Studien zeigen (Reuvekamp & Klein Tank 1996 - Holland) eine erhebliche Zunahme der Überschreitungswahrscheinlichkeit kritischer Niederschlagsmengen. Die Erwärmung erhöht auch die Aufnahmekapazität der Luft für Wasserdampf. Somit sind auch die Niederschlagpotenziale erhöht. Verstärkt durch Konvektionsprozesse führt dies zu extremeren Starkregenereignissen, die heute schon für einen Großteil der Überschwemmungen verantwortlich sind.
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Wenn wir uns nicht auf Hochwasserkatastrophen beschränken, laut Studien der Versicherungen, um einige Zahlen zu nennen, die inflationsbereinigte Zunahme gegenüber der 60er Jahren ist auf das Siebenfache bis auf das Vierzehnfache hochgeklettert. Die steigenden Werte der Güter, der immer höhere Lebensstandard, bringen uns in die Lage, bei einer Naturkatastrophe, automatisch größere Schäden zu erleiden. Außerdem zeigt sich, dass die Schadensanfälligkeit von Bauwerken und Infrastrukturen trotzt aller Bauvorschriften und Weiterentwicklungen der Technik, eher größer als kleiner ist.
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